Mein Telefon bimmelt, ich hebe ab und am anderen Ende stellt
sich eine junge Frau vor, sie habe mich im Internet gefunden und wolle fragen,
ob ich bereit sei die Trauerfeier für ihren Vater zu übernehmen. Sie erkundigt sich
nach meinem Aktionsradius, man lebe in W. das wäre für mich ca. 25km pro
Strecke.
Ich versichere ihr, dass es daran nicht scheitern soll. Weiterhin fragt sie nun, ob ich schon mal jemanden beerdigt hätte, der an Krebs verstorben sei? Ich versichere ihr, dass das schon mehrfach der Fall war.
Dann kommt sie auf den Preis zu sprechen, sie erklärt mir, man sei „finanziell beengt“ und die Feier für ihren Vater müsse „preisbewusst“ gestaltet werden.
Ich fasse mir ein Herz und frage, ob es sich um eine Sozialbestattung handelt, dass verneint die Tochter, wiederholt aber, dass man „beengt“ sei.
Ich versichere ihr, dass es daran nicht scheitern soll. Weiterhin fragt sie nun, ob ich schon mal jemanden beerdigt hätte, der an Krebs verstorben sei? Ich versichere ihr, dass das schon mehrfach der Fall war.
Dann kommt sie auf den Preis zu sprechen, sie erklärt mir, man sei „finanziell beengt“ und die Feier für ihren Vater müsse „preisbewusst“ gestaltet werden.
Ich fasse mir ein Herz und frage, ob es sich um eine Sozialbestattung handelt, dass verneint die Tochter, wiederholt aber, dass man „beengt“ sei.
Ich denke kurz nach und nenne meinen allerkleinsten
Bauchschmerzpreis, dieser liegt knapp über dem einer Sozialbestattung, die Tochter
notiert sich den Preis und sagt mir, sie wolle sich das überlegen und wieder
anrufen.
Tatsächlich, zwei Tage später ruft sie wieder an und möchte
nun den Auftrag an mich vergeben, wir verabreden einen Termin für das
Trauergespräch und ich notiere den Termin für die Trauerfeier, welche erst in
vier Wochen sein wird, da es eine Feuerbestattung werden wird.
Am besagten Tag fahre ich also zum Gespräch nach W. Ich
bereite mich also innerlich auf eine Familie in bescheidenen Verhältnissen vor
und nehme mir vor, gemeinsam mit den Angehörigen eine würdevolle Feier zu
planen, schließlich ist das auch preiswert möglich.
Mein Weg führt mich in eine schnuckelige kleine Straße, schöne Altbauten in Form von Ein-und Zweifamilienhäusern säumen den Weg, als mein Navi mich darauf aufmerksam macht, dass ich mein Ziel erreicht habe.
Ich gucke auf die Hausnummer und tatsächlich, das gelbe Zweifamilienhaus ist meine Zieladresse.
Mein Weg führt mich in eine schnuckelige kleine Straße, schöne Altbauten in Form von Ein-und Zweifamilienhäusern säumen den Weg, als mein Navi mich darauf aufmerksam macht, dass ich mein Ziel erreicht habe.
Ich gucke auf die Hausnummer und tatsächlich, das gelbe Zweifamilienhaus ist meine Zieladresse.
Gegenüber ist eine Parklücke frei, ich setze meinen Minivan
hinein und steige aus. Schnittig kommt ein dunkler BMW vorgefahren und biegt in
die Einfahrt ein, in der schon ein VW Cabrio steht.
Der Herr welcher dem BMW entsteigt erweist sich als der Sohn des Verstorbenen, gemeinsam treten wir also ein.
Die Witwe öffnet im Erdgeschoß die Wohnungstür, wir begrüßen einander und ich werde durch eine geschmackvolle Wohnung in ein großes Wohnzimmer geführt.
Wir nehmen alle am Esstisch Platz, die Tochter, welche oben im Haus wohnt, kommt dazu.
Der Herr welcher dem BMW entsteigt erweist sich als der Sohn des Verstorbenen, gemeinsam treten wir also ein.
Die Witwe öffnet im Erdgeschoß die Wohnungstür, wir begrüßen einander und ich werde durch eine geschmackvolle Wohnung in ein großes Wohnzimmer geführt.
Wir nehmen alle am Esstisch Platz, die Tochter, welche oben im Haus wohnt, kommt dazu.
Ich bin baff, das hätte ich nicht erwartet, unter „finanziell
beengt“ hatte ich mir was anderes vorgestellt!
Auf dem Tisch liegen zahlreiche Briefe und Unterlagen, der Sohn greift danach und öffnet die Briefe und studiert diese, während ich mich mit der Tochter und der Witwe unterhalte. Er bringt sich kaum in das Gespräch ein, er sortiert die Unterlagen, unter einem Blatt blitzt eine goldene Karte eines Geldinstitutes vor…
Auf dem Tisch liegen zahlreiche Briefe und Unterlagen, der Sohn greift danach und öffnet die Briefe und studiert diese, während ich mich mit der Tochter und der Witwe unterhalte. Er bringt sich kaum in das Gespräch ein, er sortiert die Unterlagen, unter einem Blatt blitzt eine goldene Karte eines Geldinstitutes vor…
Die Tochter erzählt viel über den Vater, die Witwe antwortet
nur auf meine direkte Ansprache, der Sohn ist fertig mit sortieren und
verabschiedet sich. Ich unterhalte mich noch eine Weile mit den beiden Frauen
und erfahre, dass die Urnenbeisetzung im allerkleinsten Kreis stattfinden wird,
die Feier sei gedacht für die Verwandtschaft, diese habe über 600km Anreise und
komme extra für die Feier in der Schlosskapelle.
Schlosskapelle?? Die Tochter berichtet mir, man habe die
Schlosskapelle angemietet, das Schloss sei ganz in der Nähe und nach der Feier
wolle man mit ca. 30 Gästen im Schloss noch Kaffee und Kuchen einnehmen. Außerdem
habe man eine Sängerin engagiert, welche zur Feier zwei Stücke vortragen werde.
Ich fühle einen leichten Groll in mir aufsteigen, sage aber
nichts. Unter „finanziell beengt“ fällt alles das meiner Ansicht nach nicht mehr,
ich fühle mich verschaukelt.
Also verabschiede ich mich höflich und fahre durch die Dunkelheit zurück nach Hause, ich bin um 17:30 Uhr in H. aufgebrochen und um 20:30 Uhr wieder daheim.
Also verabschiede ich mich höflich und fahre durch die Dunkelheit zurück nach Hause, ich bin um 17:30 Uhr in H. aufgebrochen und um 20:30 Uhr wieder daheim.
Ich bin so verärgert über diese Familie, dass ich bereits am
nächsten Tag meine Rechnung in die Post gebe, normalerweise hätte ich damit
gewartet, bis zum Tag nach der Feier aber in diesem Fall bin ich einfach nur
sauer!
Natürlich gönne ich dem verstorbenen Mann eine würdige
Feier, aber ich hätte auch mir mein angemessenes Honorar gegönnt.
Trotzdem bereite ich mich sorgfältig vor, schreibe die Rede
und versuche meinen Ärger zu verdrängen.
Zwei Tage vor der Feier kontaktiert mich die Tochter
abermals und teilt mir mit, dass der Weg zum Schloss durch eine Umleitung führe,
wegen einer Baustelle. Ich plane das mit ein und fahre zeitig los, die Feier
ist geplant für 14:00 Uhr, ich möchte natürlich pünktlich sein.
Die Autobahn ist schön frei am Samstagmittag, ich kann also
zügig fahren und die Umleitung entpuppt sich als Umweg durch drei kleine
Straßen und über einen kurvigen Feldweg, ich fahre durch Felder und Wiesen und
stehe schließlich vor dem Parkplatz des Schlosses.
Hier gibt es einen Hofladen, eine Kunstausstellung und die
kleine Kapelle, der Biergarten im Schlosshof ist ob der Kälte geschlossen.
Ich öffne die Tür der Kapelle, die Tochter und die Witwe sind
schon da, ich nun auch, aber leider fast eine Stunde zu früh, denn ich hatte
mich ja auf eine Baustelle eingestellt.
Auf dem Altar der Kapelle steht ein großes Photo des
verstorbenen Mannes, direkt daneben eine prachtvolles und üppiges Gesteck aus
weißen Lilien und anderen weißen Blumen. Ich würde den Preis für dieses Gesteck
locker auf 150 Euro beziffern.
Mein verdrängter Ärger meldet sich wieder, ich bleibe aber
höflich und unterhalt mich mit der Tochter, sie fragt mich, seit wann ich
meinen Beruf ausübe und sagt“: Das ist doch bestimmt ein tolles Geschäft, was
sie damit machen, es werden ja immer mehr Redner für Beerdigungen genommen“
Ich versichere ihr, dass es auch noch genügend Pfarrer gibt
und genügend Familien, welche ihre Angehörigen durch die Kirche verabschieden
lassen.
Innerlich könnte ich platzen, diese Familie ist an
Dreistheit kaum zu überbieten, man leiert mir einen kleinen Preis aus dem
Kreuz, fährt hier Furz und Feuerschein auf und ist noch der Ansicht, ich mache
hier ein Bombengeschäft!!
Da öffnet sich die abermals die Tür der Kapelle und die
Sängerin kommt herein, wir begrüßen einander, dann möchte sie die Akustik
testen und sich einsingen.
In der Kapelle ist es bitterkalt, während sie ihre Töne schmettert, stößt sie dicke weiße Atemwolken hervor.
In der Kapelle ist es bitterkalt, während sie ihre Töne schmettert, stößt sie dicke weiße Atemwolken hervor.
Mir ist anders zumute, ich würde am liebsten Feuer speien,
so wütend bin ich!
Mittlerweile treffen die ersten Gäste ein und ich nehme in
der ersten Reihe ganz außen Platz und lese mich noch mal durch mein Manuskript.
Da es kein Rednerpult für mich gibt, habe ich meine Blätter in der Hand und
knicke die linke untere Ecke nach oben, damit ich die Blätter beim umblättern
besser fassen kann.
Nach und nach füllt sich Kapelle, alle nehmen Platz und
frieren bitterlich, ich auch. Hinter mir höre ich wie eine Frauenstimme sagt:“
Naja, mit Trauer ist ja wohl nix mehr, es ist ja schon sieben Wochen her“
Ich bin erschüttert über diese Aussage und frage mich, warum
diese Frau gekommen ist, wenn sie sowieso mit ihrer Trauer um Herrn B. fertig
ist.
Während ich meinen Gedanken nachhänge, öffnet sie die Tür
der Kapelle schwungvoll und ein junger Mann betritt voller Elan den Raum, er
hat eine gelbe Plastikkiste in den Händen und ruft ein lautes und fröhliches „Hallo“
in die Runde. „ Hallooo“ tönt es mehrstimmig zurück…in der Kiste hat er klappernde
Tassen und Kannen mit heißem Tee, er bietet fröhlich an, aber keiner möchte.
Endlich nimmt er Platz und gibt Ruhe, ich blicke zur Tochter
hinüber, diese nickt und ich gehe nach vorne und beginne mit meiner Rede. An
der verabredeten Stelle nicke ich der Sängerin zu, sie erhebt sich und
schmettert los, danach fahre ich fort und bemühe mich gegen den Geräuschpegel
in der Kapelle anzureden.
Alle vier Enkel des Herrn B. sind anwesend, alle im Alter
zwischen drei und fünf Jahren und alle sind nicht willens still auf dem Schoß
der Eltern zu sitzen, sie flitzen durch die Kapelle, knöttern und jammern,
rutschen doch wieder auf den Schoß der Eltern, dann wieder zurück und ein Kind
reißt krachend Muttis Tasche auf den Boden.
Ungerührt fahre ich fort, ich friere erbärmlich und offen
gesagt, ist es mir egal, was diese Leute hier veranstalten, ich habe kein
Verständnis dafür, dass man es offenbar versäumt hat eine Kinderfrau zu
engagieren, welche mal für eine Stunde die Kinder im Nebenraum bespaßt hätte.
Ich komme zu Ende meiner Rede, die Sängerin ist noch mal
dran und singt tapfer gegen die vier Kinder an, dann erklingt Musik von der CD,
alle erheben sich und strömen dem Schloss zu, dort ist es warm und es warten
Kaffee und Kuchen.
Die Witwe bedankt sich bei mir für meine Rede und bittet
mich zum Kaffee, aber ich lehne freundlich ab, denn ich habe noch einen
privaten Termin, es ist schließlich Samstag.
Ich steige in meinen Wagen und drehe die Heizung auf, dann
fahre ich zurück nach H. Ich versuche meinen Ärger loszuwerden und beschließe
zukünftig keine Sonderpreise mehr anzubieten.
Das mag zum Nachteil derer sein, welche tatsächlich beengt
sind, aber so geht das nicht. Diese Familie hat meine Gutherzigkeit schamlos
ausgenutzt, alles war vom allerfeinsten, nur an meinem Honorar hat man gespart.
OK, ich habe hier Lehrgeld bezahlt, sowas ist mir zum ersten
Mal passiert und auch zum letzten Mal, zukünftig gilt entweder der Preis einer
Sozialbestattung, sofern es eine ist, oder mein Honorar, welches sich nach den
zu fahrenden Kilometern leicht verändert.
Sonderpreise räume ich nur noch ein, wenn ich z.B. vom
Bestattungshaus ausdrücklich gebeten und sorgfältig informiert werde!
Da bin ich wirklich sprachlos.
AntwortenLöschenEine Unverschämtheit!!!!